Green Care

Was ist Green Care?

"Der Begriff Green Care fasst alle Interventionen zusammen, die die positive und unterstützende Wirkung der Natur, von Tieren und Pflanzen nutzen, um Menschen zu helfen und sie zu fördern."

Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, Wien


Auf Natur geeicht

Über Jahrmillionen hat der Mensch in enger Verbundenheit mit Tieren und Pflanzen gelebt. Und auch wenn wir heute große Teile des Tages in geschlossenen Räumen verbringen, gehen Fachleute davon aus, dass unser Organismus noch immer auf diese uralte Naturverbindung eingestellt ist. Seit den 1980er Jahren liefert die Forschung zahlreiche Belege dafür, dass im Kontakt mit Pflanzen, Tieren und Landschaften ein großer Schatz für unser Wohlbefinden liegt. Natur...

  • stärkt unser Immunsystem
  • wirkt entspannend 
  • mindert Unruhe und Ängste
  • verbessert die Stimmung
  • stabilisiert den Schlaf-Wach-Rhythmus
  • stärkt geistige Fähigkeiten
  • regt alle Sinne an
  • motiviert zu Bewegung
  • fördert die soziale Interaktion
  • wirkt Einsamkeit entgegen
  • spendet Trost und Geborgenheit sowie vieles mehr.

Biophilie, Terpene & Co.

Der amerikanische Evolutionsbiologe Edward O. Wilson nennt diese Naturverbundenheit Biophilie (von griech. bio: das Leben betreffend und philie: Liebe, Freundschaft). Die vermutlich angeborene "Liebe zum Lebendigen" sicherte unseren frühen Vorfahren das Überleben und wirkt auch heute noch auf uns. Zum Beispiel über die Terpene: Bäume und andere Pflanzen nutzen diese Botenstoffe, um miteinander zu kommunizieren – etwa, um vor Fressfeinden zu warnen oder Nützlinge anzulocken. Studien belegen, dass auch wir Menschen diese "Sprache" des Waldes verstehen und unser Immunsystem sehr ähnlich darauf reagiert. So sind Menschen in Waldgebieten nachweislich gesünder als in unbewaldeten. Der japanische Pionier für Waldmedizin, Prof. Qing Li, empfiehlt, monatlich zwei Tage im Wald zu verbringen, damit dieser Effekt dauerhaft anhält.

Wertvolle Erholung

Auch auf die seelische Gesundheit wirkt die Natur positiv. Stress gilt als eine der größten Gesundheitsgefahren unserer Zeit. Ursprünglich eine sinnvolle Einrichtung des Nervensystems, die es Körper und Geist ermöglicht, blitzschnell auf drohende Gefahren zu reagieren, wird er in der heutigen Lebenswelt immer mehr zum Dauerzustand. Dies gilt insbesondere für demenziell erkrankte, pflegende und trauernde Menschen, da sie oft unter großer Anspannung stehen. Aufenthalte in der Natur ermöglichen hingegen Entspannung. Sie aktivieren den Teil des Nervensystems, der für Erholung sorgt. Er senkt Herzfrequenz und Blutdruck, reduziert Stresshormone im Blut und füllt unsere Energiereserven wieder auf. So erfahren Körper, Geist und Seele die notwendige Regeneration, die es braucht, um mit den Herausforderungen des Lebens umzugehen.

Weiterführende Literatur 

ARVAY, C. G. (2016): Der Heilungscode der Natur. Die verborgenen Kräfte von Pflanzen und Tieren entdecken. Riemann
CERVINKA, R. & Schwab, M. (2019): Natur und Demenz. In: D. Gebhard und E. Mir (Hrsg.) Gesundheitsförderung und Prävention für Menschen mit Demenz. Springer
CHALFONT, G. (2010): Naturgestützte Therapie – Tier- und pflanzengestützte Therapien für Menschen mit einer Demenz planen, gestalten und ausführen. Huber 
CHALQUIST, C. (2009): A Look at the Ecotherapy Research Evidence. In: ECOPSYCHOLOGY, Ausg. 1 Nr. 2 , S. 1-12
DNQP (2019): www.dnqp.de/fileadmin/HSOS/Homepages/DNQP/Dateien/Expertenstandards/Demenz/Demenz_AV_Auszug.pdf
GILLIARD, J. & MARSHALL, M. (Hrsg., 2012): Naturgestützte Pflege von Menschen mit Demenz. Natürliche Umgebungen zur Förderung der Lebensqualität von Menschen mit Demenz nutzen. Huber
KAPLAN, R. & S. (1989): The Experience of Nature – A Psychological Perspective. Cambridge
KELLERT, S.R. & E. O. Wilson (1993): The Biophilia Hypothesis. Island Press
KITWOOD, T. (2000). Demenz: Der personenzentrierte Ansatz im Umgang mit verwirrten Menschen. Deutschsprachige Ausgabe hrsg. von C. Müller-Hergl. Huber.
KNÜMANN, S. (2019): Naturtherapie. Beltz
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NICHOLS, W. L. (2020): Blue Mind. Wie Wasser uns glücklicher macht. Hirzel
ULRICH, R. (1984): View through a window may influence recovery from surgery. In: Science, 27.04.1984
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wiss. Studien: z. B. researchgate.net, ncbi.nlm.nih.gov, bluehealth2020.eu etc.